Neuseeland – Woche 5

Montag: Heute hatten wir Lust auf Strand und haben einen Abstecher nach Omapere gemacht. Bei strahlendem Sonnenschein und nahezu Windstille. Damit haben wir dann auch den nördlichsten Punkt unserer Neuseeland-Reise (35° S) erreicht. Bis zur Nordspitze sind es nochmal 300 km mit dem Auto. Das sparen wir uns aber. – Heute Vormittag wollten wir im Waipoua Forest wandern. Dort befinden sich noch viele Kauri-Bäume, die größte heimische Baumart Neuseelands. Leider bedroht ein Pilz den Bestand, weshalb der Zugang zum Wald stark eingeschränkt ist, damit der Pilz sich nicht verbreitet. Das und Desinfektionsstationen sind die einzigen Mittel im Kampf gegen die Pilzkrankheit. Hoffen wir, dass man das in den Griff bekommt, denn die Bäume beeindrucken allemal durch ihre Größe. Zwei lebende, scheinbar richtig alte Exemplare (geschätzte 1500 bis 2000 Jahre) konnten wir jedenfalls bestaunen. Wen es interessiert, kann hier weiterlesen.

Donnerstag: Wir haben eine kleine, aber feine Unterkunft oberhalb des Meeres mit tollem Ausblick bezogen und lassen es dieser Tage ruhig angehen.

Die vergangenen Wochen waren sehr ereignisreich und eindrucksvoll und wir waren immerhin schon über 5000 Kilometer im Auto unterwegs. Unsere Zeit neigt sich dem Ende zu und wir haben schon damit begonnen, alles persönlich zu bewerten (bspw. unsere liebsten Orte, die schönsten Momente usw.). Drei Monate sind eine lange Zeit und da vergisst man schonmal das eine oder andere. Ein Blick in unsere zahlreichen Fotos hilft da zum Glück unserem Gedächtnis auf die Sprünge. – An die Spaziergänge am Meer werde ich mich sehr gern erinnern (unter anderem natürlich).

Mein absolutes Highlight, landschaftlich gesehen, war die Gegend um Queenstown und Glenorchy. Da hätten wir von mir aus gern Wochen verbringen können…

Sonntag: Wir sind in Auckland und damit an der letzten Station unserer Reise angekommen. Die Stadt wurde auf über 50 Vulkanen errichtet, von denen man einige wenige noch erkennen kann, z. B. One Tree Hill und Mount Eden, die wir am Freitag „erklommen“ haben. One Tree Hill fand im gleichnamigen Lied von U2 Eingang in die Musikwelt. Die traurige Geschichte um die Entstehung des, wie ich finde, wunderschönen Songs kann man hier nachlesen. Den Baum sucht man inzwischen vergebens, er wurde im Jahr 2000 nach jahrelangem Streit entfernt. Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen. Jedenfalls hat man von beiden Hügeln aus einen schönen Ausblick auf Auckland und das Umland. – Den 360° Rundumblick aus 220 Metern Höhe bekommt man auf dem Sky Tower. Der ist noch gar nicht so alt (1997 eröffnet) und gleich zum Wahrzeichen der Stadt geworden.

Unsere Reise ist zu Ende, morgen fliegen wir zurück nach Hause, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Neuseeland – Unterwegs in Mittelerde

Peter Jackson war 18 Jahre alt, als er „Der Herr der Ringe“ zum ersten Mal las. Er war im Zug unterwegs von Wellington in den Norden und immer wenn er vom Buch aufsah und in die Landschaft schaute, sah er Mittelerde. So begann seine Idee von der Verfilmung Form anzunehmen. „Es stand außer Frage, dass der Film hier gemacht würde. Mit der Vielfalt der Landschaften von solch großartiger Natur war dies die einzige Möglichkeit.“ (frei übersetzt aus dem Buch „The LOTR location guidebook“) Der Rest ist Geschichte.

Wir haben an der Stelle gestanden, an der Frodo, Sam und Gollum die Olifanten gesehen haben; sind an den Pelennor-Feldern vorbeigefahren, wo die große Schlacht gegen Mordor geschlagen wurde; waren am Ufer des Anduin, in Lothlorien; am verbotenen Weiher, wo Gollum einen Fisch gefangen hat, kurz bevor Faramirs Männer ihn gefangen genommen haben; haben in der Ebene von Isengard gestanden, wo Saruman seine Uruk Hai-Armee nach Helms Klamm schickt; den Schicksalsberg gesehen… Es braucht schon viel Fantasie, die Orte aus dem Film wiederzuerkennen, da seit den Dreharbeiten inzwischen mehr als 20 Jahre vergangen sind und die Natur sich verändert hat. Aber vor allem hat Peter Jackson bzw. sein Filmteam ordentlich in die Trickkiste gegriffen und die Orte digital so nachbearbeitet, dass sie in seine Vorstellung passen. So war es für uns manchmal Detektivarbeit. Hat aber Spaß gemacht. Wir haben aber insgesamt nur wenige Drehorte besucht, wären sonst mit nichts anderem beschäftigt gewesen 😉 Viele der Drehorte befinden sich zudem auf Privatland oder sind nur mit dem Hubschrauber zugänglich. Also eine unmögliche Aufgabe für Fans der Filme, alle Drehorte abklappern zu wollen.

Einen Drehort konnten wir jedoch ganz ausgiebig erkunden, und zwar Hobbingen. Zugegeben, für mich war das schon ein kleines Highlight, obwohl durch und durch touristisch, und ich habe mich darauf gefreut. Mit dem Shuttle sind wir auf das Farmgelände gefahren und haben dann mit einem sehr unterhaltsamen Reiseführer einen gemütlichen Rundgang durch den Ort unternommen und dabei viele Anekdoten rund um die Dreharbeiten erfahren. Wahnsinn, welcher Aufwand betrieben wurde, um Tolkiens Auenland lebendig werden zu lassen! Die New Zealand Army hat eigens eine 1,5 Kilometer lange Straße gebaut, damit das Farmgelände überhaupt erst erreicht und in Hobbingen verwandelt werden konnte. Ganz zu schweigen von den vielen Menschen und Fahrzeugen, die während der Dreharbeiten vor Ort gebracht werden mussten… Mit ganz viel Liebe zum Detail hat man 39 Hobbithöhlen gebaut, zumindest die Front. Die meisten hat man nie gebraucht, aber „just in case“. Am Ende des Rundgangs gab es im „Grünen Drachen“ noch ein Getränk aufs Haus.

Kay und ich werden die „Herr der Ringe“-Filme bald nochmal schauen. Vielleicht erkennen wir den einen oder anderen Ort ja wieder.

Neuseeland – Woche 4

Regen? Wo regnet’s hier? Das ist nur Nebel!

Vor einer knappen Woche haben wir die Südinsel verlassen und sind mit der Fähre nach Wellington gefahren, um die Nordinsel zu erkunden.

Wir haben ein paar Tage im Tongariro National Park verbracht, der vor allem als Skigebiet, aber auch als ausgezeichnetes Wandergebiet bekannt ist. Zwei der Vulkane, die sich in diesem Gebiet befinden, haben sich tatsächlich mal gezeigt, ansonsten haben wir vor allem Regen und tief hängende Wolken erlebt. Schade, aber so ist das eben. Man darf nicht vergessen, dass hier Spätherbst ist, und da ist das Wetter üblicherweise eher wechselhaft. So, nun aber genug vom Wetter.

Heute haben wir zwei Kalksteinhöhlen besichtigt. Die eine (Ruakuri Cave) beeindruckt durch ihre Größe. Wir haben einen 1 1/2-stündigen Rundgang unternommen und nur einen Bruchteil des Höhlensystems gesehen. Die andere (Waitomo Glowworm Cave) hat mir besonders gut gefallen, weil es große Kammern gibt. Eine davon wird „Kathedrale“ genannt, da sie 18 Meter hoch ist und eine gewölbeartig geformte Decke hat. Die Akustik ist so besonders, dass in der Vergangenheit öfter Konzerte mit namhaften Musikern bzw. Bands stattgefunden haben (laut Guide auch die Beatles; der Raum fasst bis zu 200 Besucher). Highlight unserer Tour war eine Bootsfahrt in ein Gewölbe, in dem Myriaden von Glühwürmchen leben. Leider stand das Wasser zu hoch, sodass wir nicht komplett durchfahren konnten. Egal, beeindruckend war es allemal. Fotos gibt es an dieser Stelle keine (im Internet gibt es Bilder).

Was an Neuseeland so toll ist, ist die Vielfalt der Landschaft. Ich meine, alles, was es in Europa gibt, findet man auch in Neuseeland, und das schön kompakt (Neuseeland ist ungefähr so groß wie die alten Bundesländer): Da ist das Fjordland ganz im Süden, die Alpen, Gletscher, Vulkane auf der Nordinsel, Regenwald (gibt es erstaunlicherweise auch in Schottland)… Wenn das Land nur nicht so weit weg wäre😉 Aber so ist und bleibt es etwas Besonderes, für uns Europäer zumindest.

Was mir definitiv fehlen wird, sind die wunderschönen Wälder, die ich in Europa so noch nicht gesehen habe. Sie wirken urig, nahezu unberührt, sind unglaublich reich an Baum- und Straucharten (kein langweiliger Buchenwald) und hier wachsen zahlreiche Baumfarne, die ich mir auch gern in den heimischen Garten holen würde, wenn sie sich da wohlfühlen würden (würden sie nicht 😉). Ja, auch in Deutschland und Europa gibt es Urwälder, aber die hier haben für Kay und mich einen ganz besonderen Charme. Schwer zu erklären. Schaut selbst:

Neuseeland – Woche 3

Frieren am Arthur’s Pass

Nachdem wir am Freitag vor dem Wintereinbruch in den Bergen an die Ostküste geflüchtet sind, erwartete uns ein sonniger, angenehm warmer Samstag in Kaikoura. Der Ort ist für seine Vielzahl an dort lebenden wie auch vorbeiziehenden Meeresbewohner (aka Wale) bekannt. Wir haben das schöne Wetter für einen Spaziergang an der Küste genutzt. Dort gibt es eine Seehund-Kolonie. Prima, dachten wir, haben wir was zu gucken. Die Frage war dann jedoch nicht, OB wir Seehunde sehen, sondern eher wie viele.

Wahnsinn! 😲 Die Kleinen wurden von den Erwachsenen hinter der (vor Menschen) sicheren Absperrung beaufsichtigt, ein Seehund-Kindergarten. Es gab auch jede Menge mutige Erwachsene, die es sich links und rechts vom Wanderweg oder auch mal auf dem Weg gemütlich gemacht hatten. Eine tolle Erfahrung, die Seehunde so nah und in ihrem natürlichen Habitat zu erleben. Diese wiederum sind an Menschen gewöhnt und haben uns kaum beachtet. So konnten wir sie in aller Ruhe beobachten. – Wale haben wir übrigens keine gesehen 😉 Achso, der Küstenstreifen war natürlich auch sehr schön 😄

— Update, Sonntag: Auf unserem Weg nach Norden hielten wir ein paar Kilometer hinter Kaikoura an einem Aussichtspunkt, der einen tollen Blick auf meterhohe Wellen bot, und das trotz absoluter Windstille, und auf eine weitere Seehundkolonie, das habe ich in zwei kurzen Videos festgehalten, die man sich hier und hier anschauen kann. Süß, wie es sich die Kleinen im „Pool“ gut gehen lassen 😍

Nach der vielen Fahrerei der vergangenen Tage haben wir 4 Tage in einem gemütlichen und ruhig gelegenen Chalet in Takaka verbracht, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Untätig waren wir aber nicht und haben mal längere, mal kürzere Ausflüge in die Umgebung unternommen: Wainui Falls, Wharariki Beach (der bislang schönste Strand, wenn auch nicht zum Baden geeignet), Ngārua Caves (Kalksteinhöhlen, geschätztes Alter von 150 Mio Jahren), Pupu Springs (die größten Süßwasserquellen in Australien/Ozeanien werden zu den klarsten der Welt gezählt; sie sind ein heiliger Ort der Māori)…

Nun sind wir in Picton angekommen und verlassen nach 3 wunderbaren, eindrucksvollen Wochen die Südinsel. Es geht mit der Fähre nach Wellington auf die Nordinsel.

Neuseeland – Woche 2

Tja, was soll ich sagen? Neuseeland ist wunderschön!

In den vergangenen Tagen waren wir zum Einen im Fjordland, haben den wunderschönen Milford Sound besucht und waren an mehreren Seen spazieren. Das Wasser, egal ob in Flüssen, Seen oder Bächen, ist unglaublich klar und zum Teil von einem ganz tollen Blau (zumindest bei Sonnenschein 😉).

Pumpernickel am See

Anschließend sind wir wieder in die Berge gefahren, auf die andere Seite des Mount Cook. Highlight an der Westküste sind die beiden Gletscher Fox und Franz Josef. Letzteren konnten wir während einer Regenpause aus ca. 3 Kilometern Entfernung sehen. Kay war hier schon und konnte damals deutlich näher an die Gletscherzunge heran, die sich seitdem dramatisch weit zurückgezogen hat. Wir standen an der Stelle, wo der Gletscher vor 100 Jahren endete… Damals lebten Gletscher und Regenwald also noch einträchtig nebeneinander. Ein toller Anblick muss das gewesen sein.

Frieren am Gletscher 1993
Gemeinsam frieren 2022

In den letzten Tagen war das Wetter sehr wechselhaft und hat einige unserer Pläne vereitelt. Heute hat dann auch der Winter mal vorbeigeschaut. Darauf haben wir aber keine Lust. Also sind wir von der Westküste, wo wir eigentlich noch ein paar Tage verbringen wollten, an die Ostküste gefahren, die trockenes und milderes Wetter verspricht.

Wir lassen uns vom Wetter aber nicht die Laune verderben. Anstatt die Gegend zu Fuß zu erkunden, lassen wir die Landschaft eben im Auto an uns vorbeiziehen. Zu sehen und bestaunen gibt es jede Menge. Faszinierend, wie vielfältig die Landschaftsformen hier sind. Da wird es jedenfalls nucht langweilig. Besonders bemerkenswert finde ich, wie oben schon angedeutet, die Tatsache, dass sich entlang der Westküste dichter Regenwald erstreckt, und zwar bis ganz nah heran an die Southern Alps mit ihren schneebedeckten Gipfeln und Gletschern. Sehr ungewöhnlich. Der Regenwald hier ist übrigens gemäßigt und mit Temperaturen um die 10 Grad (zumindest in dieser Jahreszeit) für uns deutlich angenehmer.

Kea bei der Arbeit